Pastoralkonzept

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PASTORALKONZEPT

DES PASTORALEN RAUMES

NORDWESTMECKLENBURG“

ST. LAURENTIUS

(Stand : Januar 2016)

Inhalt :

  1. Einleitung zum Pastoralkonzept des Pastoralen Raumes „Nordwestmecklenburg“ – ST. LAURENTIUS
  1. Wer wir sind
  1. Wohin sind wir gestellt ? 3.1. Allgemeiner Teil 3.2. Wirtschaftlicher Kontext 3.3. Politischer Kontext 3.4. Ökologischer Kontext 3.5. Religiöser Kontext 3.6. Sozialer Kontext 3.7. Kultureller Kontext
  1. Wie wir Kirche sein wollen

4.1. Herausforderungen
4.2. Kirche der Zukunft

  1. Einleitung zum Pastoralkonzept des Pastoralen Raumes „Nordwestmecklenburg“ – ST. LAURENTIUS

Missionarisch Kirche sein in Nordwestmecklenburg“
Wir alle kennen das : Im Frühjahr wird gesät – im Herbst wird geerntet! Dieser Rhythmus des Wachsens und Reifens ist von der Natur vorgegeben. Wer dem Leben gerecht werden will, muss ihm Beachtung schenken. Wie könnte da die Kirche eine Ausnahme bilden? Gerade die Geschichte der Kirche lehrt uns, dass es auch in der Glaubensgemeinschaft Zeiten des Aufbaus und Zeiten des Niedergangs, Zeiten der Blüte und des Welkens, Zeiten der Aussaat und der Ernte gibt.

Diese Einsicht erlaubt uns, nüchtern zu fragen, wo die Kirche in unserem Gebiet Nordwestmecklenburg steht und wohin sie unterwegs ist. Es braucht den Mut, Vergehendes großzügig loszulassen. Es braucht die Achtsamkeit für das Keimen neuer Schösslinge, die die Gestalt einer Kirche der Zukunft in Umrissen anzeigen. Doch wo sind die Menschen, in denen die Saat emporwachsen kann?
Uns alle bewegt die Frage, wie es im gegenwärtigen kirchlichen Umbruch gelingen kann, unseren Glauben weiterzugeben. Suchende Menschen gibt es auch in einem von zwei Diktaturen geprägten Land wie Mecklenburg genug. Miteinander sind wir aufgrund der Taufe dafür verantwortlich, dass die Botschaft Christi den Weg zu den Herzen findet, dass unsere Kirche eine im positiven Sinne gesendete, eine missionarische Kirche ist. Wir tragen miteinander für den Aufbau der kirchlichen Gemeinschaft Verantwortung. Es liegt an uns allen, Hilfreiches zu fördern und Barrieren abzubauen. Dabei lassen wir uns vom biblischen Bild des Sämanns leiten (vgl. Mk 4,3-9). Dieses Bild aus der Welt des Bauern kommt zwar aus einer für viele heute fremden Welt. Es hat aber nichts von seiner Faszination und Eindringlichkeit verloren. Das Gleichnis Jesu erzählt von einem Sämann, der großzügig und vertrauensvoll die Samenkörner auf den Acker wirft. Er weiß sehr wohl, dass nicht alles auf fruchtbaren Boden fällt. Manche Körner fallen auf den Weg, gehen verloren und werden zertreten. Andere geraten auf felsigen Grund und können keine Wurzeln treiben, wieder andere ersticken unter Disteln und Dornen. Doch ungeachtet dieser Ausfälle wagt der Sämann immer neu die Aussaat. Und das ist ein sehr eindringliches Bild. Die Hand des Sämanns greift in den Beutel und wirft unbekümmert die Körner über den Acker, wo dann das Wunder des Wachsens und Reifens beginnt.
Er wirft das Korn aus im Vertrauen auf eine gesunde Erde, auf die wohlwollende Natur und auf den Segen von oben, der die Saat wachsen lässt.


Dieses Vertrauen auf das Wirken Gottes muss all unseren Anstrengungen um die Glaubensweitergabe in unserem Pastoralen Raum vorausgehen. Es ist Gott, der wachsen lässt, aber es liegt an uns, die Aussaat zu wagen. Es wäre aber ein blindes Vertrauen, würden wir nicht die Schwierigkeiten benennen, die sich dem ungehinderten Wachstum auch heute in den Weg stellen.
Ein Blick auf die kirchliche Entwicklung in unserem Land und in unserem Bistumsteil zeigt, dass in vielen Kirchengemeinden derzeit keine rechte Aufbruchsstimmung zu herrschen scheint. Viele der älteren Menschen von uns haben die Kirche noch als eine feste Burg mitten in der sie umgebenden modernen Gesellschaft erfahren. Inzwischen hat sich das christliche Milieu weitgehend verändert. Das zeigt sich insbesondere daran, dass die Weitergabe des Glaubens von den Eltern an Kinder und Jugendliche schwerer geworden ist.

Der Religionsunterricht allein aber ist damit völlig überfordert, wenn er eine nachhaltige Teilnahme am kirchlichen Leben garantieren soll. Dennoch ist es so – wie der Boden im Herbst schon für die neue Saat bereitet wird – dass in unserer nachchristlichen Gesellschaft ein Bedürfnis nach Religion vorhanden ist.

In den Krisen des Lebens, im Verlangen nach Trost im Alltag oder bei der verzweifelten Suche nach Sinn spüren Menschen auch in unserem vom Atheismus geprägtem Bundesland dem Geheimnis des Lebens nach. Dieses religiöse Suchen kann sich nur scheinbar mit der Bejahung geheimnisvoller Energien im Kosmos oder im Innersten des Menschen begnügen. Die hilfesuchende Hand tastet schließlich doch nach einer anderen Hand, nach einem Gegenüber, das ein bedingungsloses Ja spricht. Diese oft unbewusste Suche nach einem göttlichen Du kommt aber weitestgehend ohne ausdrücklichen Glauben an den Gott Jesu Christi aus.

Für uns als bekennende Christen stellt sich die Frage: Ist es nicht in besonderer Weise unser Auftrag, uns auf die Suche nach diesen suchenden Menschen zu begeben?

Es entspricht unserer Sendung, wie Paulus den Athenern zu helfen, dem einen Namen zu geben, den sie auf dem „Altar des unbekannten Gottes“ bereits verehren (Apg 17,23), ihnen zu helfen, die Spuren zu entdecken, die auf den „Gott des Lebens“ hinweisen und ihnen jene Hand entgegenzustrecken, die sie freundlich willkommen heißt.

Doch wie soll das konkret geschehen?

Es fehlt bei uns heute oft die Überzeugung, neue Menschen für Christus gewinnen zu können. Der emeritierte Erfurter Bischof Dr. Joachim Wanke hat vor einigen Jahren in seinem Schreiben „Missionarisch Kirche sein“ von der Kirche vor Ort verlangt, neue Christen einzuladen, sie willkommen zu heißen: Seine Vision von Kirche ist eine gastfreundliche Kirche! Eine Kirche, die sich für den anderen interessiert ! Eine Kirche, die ihm das Beste, das sie zu geben hat, nicht vorenthält!

Ein Kirchenlehrer des 3. Jahrhunderts wurde gefragt, wie ein Mitmensch Christ werden könne. Er antwortete: „Ich nehme ihn ein Jahr als Gast in mein Haus auf.“ Das erfordert aber überall in unseren Pfarreien eine neue Kultur des „Willkommen-heißens“, der freundlichen Einladung und der ehrlichen Zuwendung. Und das kann dann zu einem ansteckendes Zeichen des Lebens werden. Denn die freundliche Aufnahme in den Pfarreien und in unseren kirchlichen Einrichtungen kann anderen Mut machen, nach dem Grund der Hoffnung zu fragen, die uns Christen erfüllt (vgl. 1 Petr 3.15). Hier setzt unsere Sendung, unsere Mission ein: Dass wir es wagen, „weiterzusagen“, wo und wie wir Gott und Jesus Christus erfahren haben. Das mag für viele von uns ungewohnt sein – aber vielleicht müssen wir es einmal untereinander versuchen, um zu entdecken, dass viele von uns Großartiges zu berichten haben.

Auch die Hinführung zum Glauben muss heute darauf achten, religiöse Erfahrung in Worte zu fassen, damit dem unausgesprochenen Tabu, dass man über den Glauben nicht redet, wirksam begegnet werden kann. Manchmal kann ein kleiner Satz wie zum Beispiel : „Ich bete für Dich!“ einen Blick der Hoffnung in das Gesicht eines leidgeprüften Menschen bringen.

Die Apostel sagten vor dem Hohen Rat in Jerusalem : „Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben“. Denn wer vom Reichtum des Glaubens erfüllt ist, der fühlt sich auch gedrängt, ihn mit anderen zu teilen, denn : „Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund“ (Mt 12,34). Der Apostel Paulus bemerkt sogar: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde“ (1 Kor 9,16). Dieses Weitersagen ist eine wirkliche „Evangelisierung“; eine „Missionisierung“ in einer positiven Form. Eine solche Vision kann uns neu be-Geist-ern. Und wir laden in unserem Pastoralen Raum alle dazu ein, an den neuen Lebensräumen des Glaubens mitzubauen: Der wichtigste Raum des Glaubens aber ist und bleibt die Familie.

Durch den gemeinsamen christlichen Lebensweg und das Familiengebet kann eine lebendige Hauskirche entstehen. Ebenso sind unsere kleinen Kirchengemeinden vor Ort, unsere kirchlichen Einrichtungen und Verbände im Pastoralen Raum eingeladen, den missionarischen Geist des Evangeliums zu fördern. Unsere Gemeinschaften in den einzelnen kirchlichen Institutionen sollen durch menschliche Wärme und Geborgenheit suchende Menschen einladen.
Aber auch mitten in unserer Arbeitswelt, wo Konkurrenzkampf und Vereinsamung herrschen, können durch gelebte christliche Werte wie Solidarität und Geschwisterlichkeit im öffentlichen Leben humane Lebensräume entstehen.

Ich wünsche uns für die Entstehung unseres Pastoralen Raumes in Nordwestmecklenburg, das Vertrauen des Sämanns, der aufs Feld ging, um zu säen (Mk 4,3) – ohne Rücksicht darauf, wohin der Same fiel. Dabei mögen uns Mut und Einfallsreichtum begleiten, damit kein Same ungenutzt liegen bleibt. Denn nur, wer den Samen ausstreut, wird ernten können.

Und wenn in unserem Pastoralen Raum nur ein Korn der Saat eines jeden Christen aufgeht, so kann dieses Korn doch wieder Frucht tragen, 30fach, 60fach, ja, 100fach.

Peter Schwientek, Dechant Pfarrer und Leiter der Entwicklung des Pastoralen Raumes „Nordwestmecklenburg“

2. Wer wir sind

Bevor die Reformation in unserem Landesteil Mecklenburgs ihren Einzug hielt, gab es in Wismar und Neukloster reges katholisches Leben. Davon künden noch heute die eindrucksvollen Kirchen und Klosteranlagen. 1575 erlosch mit dem Tod des letzten Dominikanerpriors das katholische Leben in Wismar.

Erst 300 Jahre später – bedingt durch die Kriegsgefangenen des Deutsch- Französischen Krieges- wurde hier wieder katholischer Gottesdienst gefeiert. Nach der Rückkehr der Gefangenen in ihre Heimat konnte sich eine Gruppe ortsansässiger Katholiken an verschiedenen privaten Orten zu Meßfeiern versammeln, bis es 1901 gelang, in Wismar die Erlaubnis zum Bau einer Kirche zu bekommen. Bereits ein Jahr später wurde die Kirche geweiht. Es war die erste katholische Kirche nach der Reformation in Mecklenburg mit einem Glockenturm.

Nach dem ersten Weltkrieg vergrößerte sich die Gemeinde drastisch durch die vielen Erntearbeiter, die als „Schnitter“ auf den umliegenden Gütern arbeiteten . Schon im Jahr 1932 wurde in Klütz eine Filialkirche geweiht und 1941 in Grevesmühlen ein ehemaliges Hotel erworben und zu einer Kapelle umgebaut und als Gottesdienstort genutzt; beide Orte wurde von Wismar aus seelsorgerisch betreut. Durch den großen Flüchtlingsstrom am Ende des zweiten Weltkrieges entstanden auf dem bisherigen Gebiet der Laurentiusgemeinde dann die eigenständigen Kirchengemeinden Grevesmühlen, Dassow und Warin.

Später folgten Rerik, Rehna, Neubukow und Klütz. 1970 wurde die Seelsorgestelle Neukloster von Warin getrennt. Alle diese Gemeinden hatten ihre eigenen Seelsorger und Laienmitarbeiter.

Einige Jahrzehnte später setzte eine rückläufige Entwicklung ein – im Jahr 2000 wurde Warin mit seinem neu erbauten Gemeindezentrum St.Josef seiner Tochtergründung Neukloster zugeordnet. Seit 2003 ist der Wismarer Pfarrer auch Pfarrer von Neukloster und damit auch von Warin. Am 1.Januar 2009 wurde die Pfarrei Neukloster mit der Wismarer St.Laurentius Pfarrei verbunden. Seit dem 1.September 2012 ist Dechant Peter Schwientek der Pfarrer der Pfarreien Wismar und Grevesmühlen.

  1. Wohin sind wir gestellt?
    1. Allgemeiner Teil

Unser pastoraler Raum liegt im Landkreis Nordwestmecklenburg (NWM) mit seiner Kreisstadt – der Hansestadt Wismar. Es ist ein Gebiet im Nordwesten Mecklenburg-Vorpommerns (M-V) im Städtedreieck Schwerin-Lübeck-Rostock und grenzt im Norden an die Ostsee. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt ca. 50 km, die Ost-West-Ausdehnung ca. 70 km, die Küstenlänge rund 115 km. Zum Ende des Jahres 2011 zählte der Landkreis 159.294 Einwohner. Es leben 74 Einwohner auf einen Quadratkilometer. (Quelle: 1.Bildungsbericht NWM 2013)

Der Pastorale Raum umfasst nicht den gesamten Raum vom Landkreis Nordwestmecklenburg. Es leben hier ca. 110.000 Einwohner. Zu ihm gehören die Ämter Dorf Mecklenburg-Bad Kleinen, Grevesmühlen-Land, Klützer Winkel, Neukloster-Warin und Wismar. Die Bevölkerungsentwicklung ist rückläufig, insbesondere die jungen Menschen zieht es in wirtschaftlich stärkere Regionen. Dies führt dazu, dass ein zunehmender Fachkräftemangel zu verzeichnen ist. Die einzig wachsende Bevölkerungsgruppe ist die der über 65-Jährigen. Dies ist auf den hohen Freizeitwert der Region zurückzuführen.

Dies erfordert spezifische Angebote für diese Personengruppe.

    1. Wirtschaftlicher Kontext

Der Landkreis ist ein bedeutendes Tourismuszentrum an der Ostsee (allein im Ostseebad Boltenhagen 1 Million Übernachtungen im Jahr). Der Seehafen Wismar als Brücke nach Schweden und ins Baltikum und die direkte Anbindung an die Autobahnen Richtung Nord-Süd und West-Ost bieten logistische Standortvorteile. Der Landkreis gehört zu den europäischen Spitzenstandorten der Holzindustrie und des Ernährungsgewerbes und wird als Wirtschaftsstandort von seiner Nähe zu Hamburg und Lübeck beeinflusst.

Die Unternehmensstruktur ist stark klein- und mittelständisch geprägt.

Der Anteil der Betriebe mit mehr als 250 Mitarbeitern liegt unter einem Prozent. Dagegen beschäftigen ca. 88 % aller Betriebe im Landkreis weniger als zehn Mitarbeiter. Die offizielle Arbeitslosenquote beträgt im Landkreis NWM 9 %.

Weitere Bereiche der Wirtschaft sind die Land- und Forstwirtschaft, der Bergbau und deren Gewinnung von Steinen und Erden sowie die Weiterverarbeitung der gewonnenen Rohstoffe.

Neben dem Ernährungsgewerbe und der Holzverarbeitung bilden das Baugewerbe, die Metallverarbeitung und der Maschinenbau die Unternehmensschwerpunkte. NWM ist auch agrarisch geprägt.

Durch die vorgegebenen Erntezeiten kommen Saisonarbeiter aus Polen, aus der Ukraine und anderen baltischen Staaten für eine begrenzte Zeit in unsere Region.

Auch der Bereich der Dienstleistungen ist ein wirtschaftlicher Faktor. Hier sind folgende Bereiche zu erwähnen: Urlauberbetreuung, Wellness, Rehabilitation, Alten- und Krankenpflege und medizinische Versorgung.

Im Landkreis NWM pendeln 24.898 Personen aus dem Landkreis NWM aus. Dem zu folge gibt es viele Familien, wo mindestens ein Elternteil auch über Wochen das Familienleben nur in besonderer Weise erlebt. Dies führt zu starken zwischenmenschlichen Belastungen.

Im Pastoralen Raum Nordwestmecklenburg ist auch eine Hochschule angesiedelt. Diese international ausgerichtete Hochschule Wismar mit ihren Außenstandorten Poel und Rostock-Warnemünde fasst drei wissenschaftliche Schwerpunkte unter ihrem Dach zusammen. Die Fakultät für Ingenieurwissenschaften, die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und die Fakultät Gestaltung geben der Hochschule – University of Applied Sciences, Technology, Business and Design- ihr inhaltliches Profil. Die Studenten kommen aus der ganzen Welt.

    1. Politischer Kontext

Da der Pastorale Raum ein Flächenland mit weiten Wegen und einer eher schlechten ländlichen Verkehrsanbindung ist, müssen die Einwohner lange Wege in Kauf nehmen, um Angebote wahrnehmen zu können. Dieser Umstand befördert in dem strukturschwachen Land nicht nur die Arbeitslosigkeit und die Abwanderung von jungen Menschen, sondern bietet auch rechtsextremen Gruppen wie der NPD eine Plattform. Sie nutzen den Mangel an kulturellen Angeboten in der Fläche, um mit „familienfreundlichen Aktionen“ neue Anhänger zu finden.

So hat sich mit Jamel ein Dorf gebildet, in dem fast ausschließlich politisch engagierte Nationalsozialisten angesiedelt sind. Bis auf wenige einzelne Aktionen von Freiwilligen gibt es kaum politische Verantwortung für Ausländer.

Die politische Landschaft im Pastoralen Raum spiegelt ansonsten die Situation von Mecklenburg-Vorpommern wider. Die SPD und die CDU sind die stärksten Fraktionen. Fast gleichauf ist die Partei „Die Linke“. Des Weiteren gibt es eine große Gruppe der politisch uninteressierten und Nichtwählern.

Im politischen Kontext ist das Weltkulturerbe in Wismar zu zählen. Daraus resultieren zunächst einmal Gelder, welche für den Erhalt der Hansestadt fließen und auch für ein wichtiges Selbstverständnis sorgen.

    1. Ökologischer Kontext

Nordwestmecklenburgs wichtigster Wirtschaftszweig ist neben dem Tourismus auch die Landwirtschaft. Hier geht es immer mehr darum, diese auch umweltfreundlich zu bearbeiten. Neben Bioenergie und Solarkraft will Mecklenburg-Vorpommern führend in der Windenergie werden. Mit diesem Label versucht die Tourismusindustrie, gezielt zu werben. Dagegen steht die großflächig angelegte Monokultur der Landwirtschaft ebenso wie die Massentierhaltung.

    1. Religiöser Kontext

Die Katholiken leben wie überall im Norden auch im Pastoralen Raum in einer Minderheit. Es gibt nur 3,4 % Katholiken und 17,6 % Protestanten. Wir leben in einer säkularen Umwelt. Es gibt in den Dörfern eher evangelische Gemeinden aber auch vereinsamte Dorfkirchen. Die genaue Erhebung der katholischen Gemeinden und deren Aktivitäten sowie die statistischen Zahlen sind an anderer Stelle vermerkt.

Als Besonderheit sollte erwähnt werden, dass mit dem neuen polnischen Geistlichen in der Laurentius Gemeinde, seelsorgerliche Angebote für die polnischen Saisonarbeiter vorgehalten werden.

Zentraler Ort kirchlichen Lebens ist das Beratungshaus neben der Laurentiuskirche im Turnerweg. Hier können sich Ratsuchende auf kurzen Wegen professionell begleiten lassen. Neben der Familienhilfe des Sozialdienstes katholischer Frauen, der Beratungsstelle der Caritas gibt es die Ehe,- Familien- und Lebensberatung.

Als Orte kirchlichen Lebens gehören untrennbar auch der Malteser Hilfsdienst sowie das Malteserstift „St. Elisabeth“ und deren Hilfsangebote zum religiösen Kontext.

Alle Ratsuchenden und aktiven Ehrenamtlichen in den Orten kirchlichen Lebens sind Teil der Kirche.

Nicht unerwähnt bleiben sollten auch die Einrichtungen der evangelischen Kirchen, der Diakonie, z.B. mit der Tafel, einer Grundschule sowie einer Kita.

*Ausführliche Erläuterungen finden sich im Anhang Seite 25 ff.

    1. Sozialer Kontext

Im Pastoralen Raum Nordwestmecklenburg gibt es -wie oben beschrieben- gut vernetzte Beratungsstellen und Jugendhilfeangebote. Unterstützungsgebende Orte sind vor allem wegen der relativ großen Gruppe Menschen wichtig, die mit sehr wenig finanziellen Mitteln leben müssen. Wie schon in den anderen Kontexten erwähnt, führt die schlechte wirtschaftliche Lage dazu, dass sich die Menschen Arbeit in den anderen Bundesländern suchen.

Das bedeutet, dass Ehepaare über Wochen getrennt leben oder Wochenendbeziehungen führen. Die Auswirkungen sind häufig Beziehungskonflikte und abwesende Väter.

Im Weiteren hat die Folge von geringem sozialem Status auch Auswirkungen auf die seelische Gesundheit. In NWM ist ein hoher Alkoholkonsum mit krankheitsbedingten Folgen und dadurch auch eine hohe Zahl von Alleinerziehenden zu verzeichnen.

Eine weitere soziale Problematik ist in Wismar die enge örtliche Verknüpfung von Obdachlosen, Asylanten und Flüchtlingen.

Durch den demografischen Wandel ist die Zahl der alten Menschen und der damit verbundene Bedarf an ambulanter Pflege und Altenheimen immer weiter gestiegen.

Die Bevölkerungsentwicklung ist rückläufig; insbesondere die jungen Menschen zieht es in die wirtschaftlich stärkere Regionen. Dies führt dazu, dass ein zunehmender Fachkräftemangel zu verzeichnen ist. Die einzig wachsende Bevölkerungsgruppe ist die der über 65-Jährigen. Dies ist auf den hohen Freizeitwert der Region zurückzuführen.

    1. Kultureller Kontext

Kunst und Kultur vermitteln wichtige Impulse für die soziale, räumliche und historische Identifikation der Bürger mit ihrer Heimat. Aber auch die touristische Ausrichtung der Region trägt dazu bei, dass viele kulturelle Angebote vorgehalten werden. Zur breit gefächerten Kulturlandschaft in NWM gehören Museen, Musikschulen, Bibliotheken, das Theater Wismar als Spielstätte, das Literaturhaus Klütz, Künstlerhäuser, Galerien u. v. m.

Neben Museen und kleineren Heimatstübchen haben sich auch eine Vielzahl von Künstlern hier niedergelassen. Die Künstler haben diese Gegend ausgesucht, um hier zu leben und der Kreativität ihren Raum zu geben.

Die katholischen Gemeinden sind vor allem dadurch geprägt, dass eine große Anzahl an Christen durch die Flüchtlingswelle im zweiten Weltkrieg in Mecklenburg geblieben ist.

Auch die Entwicklung der Gemeinden im sozialistischen Staat „DDR“ tragen zum heutigen Miteinander bei. In vielen evangelischen Gemeinden werden in den Kirchen Konzerte angeboten bzw. als Orte für Ausstellungen genutzt.

4. Wie wir Kirche sein wollen

4.1 Herausforderungen

In unserem zukünftigen Pastoralen Raum Nordwestmecklenburg müssen wir uns verschiedenen Herausforderungen stellen:

-Weite Wege zu den einzelnen Kirchenstandorten mit wenigen und noch weniger werdenden Gläubigen.

-Weite Wege auch zu größeren Veranstaltungen, Chorproben und Jugendtreffen.

-Saisonal viele Gottesdienstbesucher an kleinen Standorten ( z.B. Klütz ).

-Pflege und Erhaltung der vorhandenen Kirchen und Gebäude.

-Jugendliche und junge Erwachsene verlassen die Region zur Ausbildung und kehren nicht zurück.

-Wandlung in der Einstellung der Ehrenamtlichen- weg vom traditionellen, regelmäßigen Dienst ( z.B. Küsterdienst, Blumenschmuck ) zu projektartigen Aktivitäten.

-Immer mehr betagte, allein lebende Gemeindemitglieder, bei denen die Kinder und Angehörigen nicht vor Ort sein können.

– Junge, zugezogene Familien, die Eltern und Verwandte in ihren Heimatorten zu Festtagen besuchen.

– Zukünftige Kinder- und Jugendarbeit im Hinblick auf weite Wege und zunehmende Belastungen durch Schule und vielfältige Freizeitangebote.

4.2 Kirche der Zukunft

Die Kirche, wie wir sie uns vorstellen, soll eine vom Geist Gottes geleitete, auf den Menschen zugehende Kirche sein, d.h. sie soll einladend, solidarisch, helfend und ökumenisch ausgerichtet sein.

Dafür möchten wir in Zukunft fünf Schwerpunkte besonders in den Fokus rücken:

Diese Schwerpunkte sind getragen von dem spirituellen Leitbild (S. 3-6) „Missionarisch Kirche sein in Nordwestmecklenburg“. Wir möchten uns orientieren am Bild des Sämanns aus dem Markus-Evangelium. In dem uns Jesus Gott nahe bringt, als den, der seine Liebe großzügig und unbekümmert jedem Menschen ohne Ausnahme schenkt. Ein Gott der sein bedingungsloses „Ja“ zu uns spricht.

Wir sind uns bewusst, dass diese Schwerpunkte Reifeprozesse sind, die Zeit brauchen damit etwas wachsen kann. Es scheint uns sehr wichtig nicht unrealistische Projekte zu planen, sondern eine Haltung der Achtsamkeit, die uns offen lässt für Neues und uns erkennen lässt, was wir auch loslassen können.

Wir möchten konkret auch neue Dinge tun. Aber wir wissen auch, dass von unserem eigenen Tun nicht alles abhängt. Alle Schwerpunkte sollen getragen sein von einer Kultur der Gastfreundschaft und der Wertschätzung aller Generationen und Nationen.

Im Zueinander der Haupt- und Ehrenamtlichen möchten wir diese innere Haltung immer wieder neu einüben und im Gespräch und Austausch wachsen lassen. Wir sind getragen vom Vertrauen und der Hoffnung, dass die kommenden Veränderungen sich zu Wachstumprozessen entwickeln können.

Kinder – Jugend – Familie

Ausgehend von der Einführung zum Pastoralkonzept mit dem Gleichnis vom Sämann, der seine Arbeit verrichtet und sät – wohl wissend, dass das Wachstum nicht allein in seiner Hand liegt – wollen wir in unserem Pastoralen Raum Kinder, Jugendliche und Familien einladen, den Glauben zu entdecken.

Die Menschen sollen spüren, dass sie willkommen und in ihrer Situation ernst genommen sind. Verkündigung soll sich an ihrer Lebenswelt orientieren.

Für besonders wichtig halten wir Kinder- und Jugendfreizeiten (RKW, Radtour der Jugend ), den Religionsunterricht, die Sakramentenkatechese, Begleitung von Familien, regelmäßige Seniorentreffen, generations- und konfessionsübergreifende Angebote sowie Angebote der Orte kirchlichen Lebens. Ebenso wichtig ist es uns, Neuzugezogene und Flüchtlinge in der Gemeinde willkommen zu heißen.

Damit uns das gelingt, brauchen wir eine gute Vernetzungsstruktur zwischen der Gemeinde und den Orten kirchlichen Lebens. Wir wollen gemeinsame Aktivitäten planen und uns mit den Adressaten unserer Angebote austauschen. Wir wollen neue Möglichkeieten ausprobieren und evaluieren. Ganz wichtig ist bei allem die Verbindung zur Pastoralen Dienststelle, die Verbindung von Haupt- und Ehrenamtlichen untereinander, sowie die Verbindung zu den evangelischen Gemeinden.

Die Erarbeitung eines Konzeptes für die Kinder-, Jugend- und Familienpastoral ist notwendig.

Tourismuspastoral

Tourismuspastoral wird als wichtiger und in der Zukunft als wachsender Bestandteil des Pastoralkonzeptes wahrgenommen, ein Bereich der saisonal unterschiedlichen Anforderungen unterliegt. Urlauber und Saisonarbeiter kommen zu uns und suchen nach Angeboten, die sie während ihres Aufenthaltes in Anspruch nehmen können. Im Zentrum stehen neben den Gottesdienstbesuchen, das Aufsuchen der offenen Kirchen und das Gespräch. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Beratung und Begleitung der Urlauber in Krisensituationen.

Die Frage nach Formen der Willkommenskultur steht dabei im Raum. Zudem sind spirituelle Angebote zu schaffen, die in Anspruch genommen werden können.

Thematisch kann man sich in Fragen Tourismuspastoral mit der zentralen Pastoralen Dienststelle austauschen. Daneben ist es auch ein Thema für die Orte kirchlichen und nichtkirchlichen Lebens, der Ökumene, im Hauptamt sowie auch im Ehrenamt.

Krankenhaus- und Altenheimseelsorge

Es gibt immer mehr kranke, alte und pflegebedürftige Menschen in den Gemeinden. Um die unterschiedlichen Aufgabenfelder in den Blick zu nehmen, bedarf es einer engen Zusammenarbeit mit den evangelischen Pfarrgemeinden, um Kräfte zu bündeln und so möglichst viele Menschen zu erreichen.

Dazu sollen bestehende Aktivitäten in der Seelsorge wie: Besuchsdienste, Krankenkommunion, Spendung der Sakramente ( Krankensalbung, Bußsakrament ) bis hin zu den unterschiedlichsten Formen der Gottesdienste und Andachten aber auch generationsübergreifende Begegnungen ausgebaut bzw. aufgebaut werden.

Im Bereich der evangelischen Seelsorge gibt es für diese Bereiche Ansprechpartner, mit denen eine enge Vernetzung angestrebt wird. Aber auch mit nichtkirchlichen Diensten und Einrichtungen gilt es eine Vernetzung zu erreichen.

Basis für diese Arbeit ist ein zu erstellendes Konzept, um auch die Arbeit öffentlich zu machen.

So können Menschen, die diesen Seelsorgebereich in Anspruch nehmen wollen, davon erfahren.

Ökumene

Im Bereich der Ökumene soll Verbindendes im Glauben von katholischen und evangelischen Christen gestärkt werden. Wir wollen offen für einander sein und Anteil am Gemeindeleben der jeweils anderen Christen nehmen, unabhängig von den hauptamtlichen Mitarbeitern, die in der Zusammenarbeit manchmal einen „mehr oder weniger guten Draht“ zueinander finden.

Wir wollen mit den evangelischen Kirchengemeinden in unseren Orten im gemeinsamen Gebet und in Gottesdiensten verbunden bleiben. Dazu gehören auch der ökumenische Jugendkreuzweg, Feiern zu Sankt Martin und Sankt Nikolaus, der Weltgebetstag der Frauen, die Bibelwoche.

Die ökumenischen Einrichtungen „Ambulanter Hospizdienst“, „Trauerkaffee“ und „Kirchenladen“ sollen weiter unterstützt werden.

Wir wollen sensibel sein für die Angebote anderer christlicher Gemeinden und darauf achten, wo sich neue Möglichkeiten zur Zusammenarbeit auftun. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen wir uns mit unseren Nachbargemeinden und der Ökumenestelle im Erzbistum vernetzen.

Liturgie

Die Liturgie in unserem Pastoralen Raum soll ansprechend sein und den Menschen Kraft und Hilfe für ihren Alltag geben.

Wir wollen Eucharistiefeiern, Wort-Gottes-Feiern und andere Gottesdienste ansprechend gestalten und gut vorbereiten.

Auch Gottesdienste für Kinder und Familien sind uns wichtig.

Dazu ist es notwendig, ein Konzept zu erarbeiten, wo und wann Gottesdienste gefeiert werden, wer sie feiert und vorbereitet. Laien, ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter müssen sich vernetzen.

Ebenso wichtig ist die Verbindung zum Referat Liturgie und Kirchenmusik im Erzbistum und damit die Möglichkeit für Schulungen und Fortbildungen in diesem Bereich.

PASTORALKONZEPT

DES PASTORALEN RAUMES

NORDWESTMECKLENBURG“

ST. LAURENTIUS

(Stand : Januar 2016)

Katholische Kirche in Wismar, Grevesmühlen, Neukloster, Warin, Dassow und Klütz